Die paläolithischen Bilderhöhlen Nordspaniens sind vom Massentourismus bisher verschont geblieben. Es scheint, als hätte man in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich weniger Werbung betrieben, als es für die französischen Exemplare getan wurde.
Neben Altamira gibt es keine weiteren Höhlen, die der breiten Öffentlichkeit wirklich bekannt sind - doch die Anzahl an eiszeitlichen Kunstwerken ist umwerfend. Wer in der Gegend bereits paläo-archäologisch unterwegs war, behauptet gerne, dass Spanien für Begeisterte wesentlich mehr bietet, als Frankreich und das können wir aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Besuche in den Höhlen sind viel freier, viel enger mit den Kunstwerken verbunden.
Durch die geringen Gruppengrößen bei den Höhlentouren sind die Malereien, Ritzungen und Fingerstrichzeichnungen aus nächster Nähe zu Bestaunen - und das in einer der geologisch schönsten Kulturlandschaften Europas: dort, wo die Berge das Meer beinahe berühren und man von sonnigen Sandstränden aus schneebedeckte Kuppen sehen kann.
Auch eine polychrome Höhle ist auf dem Programm und sie stellt die letzte zugängliche Höhle Frankreichs, Font-de-Gaume, tatsächlich in den Schatten - die atemberaubende Höhle von Tito Bustillo.
Sei dabei und erkunde diese faszinierende Epoche unserer Vergangenheit und die wunderschöne Küstenlandschaft Nordspaniens auf dieser Archäologischen Reise gemeinsam mit Anita Soós, einer Archäologin mit Altsteinzeitschwerpunkt, die kaum eine Höhle Frankreichs und Spaniens noch nicht gesehen hat.
Termine: Letzte Reise fand 2019 statt. Derzeit keine weiteren Termine in Planung.
Geheimtipp: Selbst im Hochsommer ist es in Nordspanien grün und kühler als in Zentraleuropa. Kantabrien und das Baskenland sind regenreiche
Regionen und klimatisch vom kühlen Golf von Biscaya beeinflusst. Wer also genug von der Hitze hat, sich aber trotzdem über Sonne und Natur freut, ist auf dieser Reise bestens
aufgehoben!
Pauschalpreis:
Gruppengröße:
Hinweis:
Für den Besuch mancher Höhlen ist ein leichter Anstieg zu bewältigen und daher moderate Fitness notwendig. Bei Unsicherheit informieren wir gerne über die genauen Details.
Leistungen:
Nicht inkludiert:
1. Tag: Anreise
Ankunft und Begrüßung am Flughafen Bilbao, Transfer ins Hotel in Bilbao. Am späten Nachmittag Einführungsvortrag und Einstimmung auf die Reisewoche. Gemeinsames Abendessen.
2. Tag: Ekainberri und Stadtführung Bilbao
Ekainberri ist die Nachbildung der 1969 entdeckten baskischen Bilderhöhle von Ekain – von unseren Vorfahren vor 18.000 -12.000 Jahren vor heute reich geschmückt mit Darstellungen von Wildpferden, Steinböcken, Wisenten, Hirschen, Bären und sogar einem Lachs. Besonders hervorzuheben ist die Mehrfarbigkeit der Bilder und die Verwendung von violettem Manganoxid, das die eiszeitliche Tierwelt geradezu magisch anmuten lässt. Im Zuge der Anerkennung des UNESCO Weltkulturerbe-Status wurde 2008 die Nachbildung mit viel Liebe zum Detail errichtet, um die Öffentlichkeit an diesem einzigarten Kulturdenkmal mit allen Sinnen teilhaben zu lassen.
Mittags fahren wir wieder in die baskische Hauptstadt zurück, wo wir uns nach dem Mittagessen von einem lokalen Guide zu den Sehenswürdigkeiten Bilbaos entführen lassen, wie z.B. der Kathedrale von Santiago, der Plaza Nueva oder dem Mercado de la Ribera, wo wir uns durch die sinneserfreuende Vielfalt an „Pintxos“ – den aufwendigen baskischen Tapas – kosten.
3. Tag: Cueva de Covalanas und Santander
Der heutige Tag führt uns nach Kantabrien, zunächst in die bezaubernde Hafenstadt Santander, wo wir die archäologischen Schätze der Region im Kantabrischen Museums für Urgeschichte bestaunen und anschließend ein bisschen Freizeit haben, um in einem der Promenadencafés zu Mittag zu essen oder die Kathedrale zu besichtigen.
Am Nachmittag geht es weiter zu einer außergewöhnlichen Höhle nahe der Kleinstadt Ramales de la Victoria: Covalanas.
Covalanas wurde als zweite bemalte Höhle nach Altamira im Jahre 1903 entdeckt. Ihre Besonderheit wurde nach ersten Ausgrabungen ohne jegliche Funde schnell klar – diese Höhle war nie bewohnt gewesen und diente rein künstlerischen Zwecken. Überwiegend weibliches Rotwild wurde mit einfacher Fingertupftechnik erstaunlich lebhaft und berührend auf den Felswänden dargestellt. Gewisse Details und die Ähnlichkeit des Stils lassen darauf schließen, dass alle Bilder von Covalanas von einer einzigen Person in einem Anlauf, zwischen 18.000 – 20.000 Jahren vor heute, gefertigt wurden; möglicherweise stammte der Künstler aus der Sippe, die vor der darunterliegenden Höhle El Mirón ihr Lager aufgeschlagen hatte.
4. Tag: El Pindal und El Soplao
Nach dem Frühstück fahren wir zur äußerst imposant, direkt am Meer gelegenen Höhle von El Pindal in Asturias. Heute beeindruckt die Lage der Höhle allein durch die rauen Klippen und den Felsbogen über den Wellen, im Paläolithikum war der Meeresspiegel jedoch um einiges niedriger und der Eingang mehrere Kilometer von der Küste entfernt. Nichtsdestotrotz wartet El Pindal mit wundervollen Darstellungen der eiszeitlichen Fauna auf – unter anderem einem einzigartigen Fisch-Mischwesen sowie dem einzigen Mammut in ganz Spanien, das öffentlich besichtigt werden kann.
Anschließend fahren wir gleich zum nächsten Highlight unserer Reise – einer der beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Europas – El Soplao, die aufgrund der Vielfalt ihrer geologischen Formationen einzigartig ist.
Ein kleiner Nostalgiezug bringt uns hinab in die Tiefen der Bergwerkstollen wo wir anschließend die außergewöhnlichsten Stalagtitenformen, wie die sogenannten „Helektiten“, welche selbst den Gravitationskräften trotzen, zu Fuß erkunden.
Außergewöhnlich ist die Höhle auch aufgrund der Bernsteinvorkommen, die offenbar im Paläolithikum genutzt worden sind.
Je nach Lust und Wetter bietet sich zum Abschluss des Tages noch ein Abstecher zu einem der nahegelegenen Strände an.
5. Tag: Tito Bustillo und Altamira
Heute erwartet uns ein echtes Highlight: eine der wenigen polychromen, also mehrfarbig bemalten Höhlen der Altsteinzeit, die für die Öffentlichkeit noch zugänglich sind. Erst 1968 durch Speläologen entdeckt und 2008 zum Weltkulturerbe ernannt, bietet sie nicht nur wunderbare, in großer Menge vorhandene Eiszeitkunst, sondern auch spektakuläre Stalaktiten und Stalagmiten. Neun getrennte Phasen, in denen unsere Vorfahren die Höhle zum Dekorieren aufsuchten, konnten festgestellt werden.
Auch das zugehörige Interpretationszentrum für Felskunst ist ein Highlight der Reise, denn hier sehen wir die Nachbildungen von vielen Besonderheiten der Höhle, die aufgrund der schlechten Erreichbarkeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Den krönenden Abschluss bildet der Besuch der weltberühmten Nachbildung von Altamira – die riesigen, mehrfarbigen Darstellungen von Wisenten und anderen Tieren sowie möglichen Menschendarstellungen erwecken die eiszeitliche Welt für uns wieder zum Leben.
6. Tag: El Castillo, Las Monedas, Santillana del Mar und El Pendo
Nach dem Frühstück führt uns unser Programm nur wenige Kilometer weiter, zum Monte Castillo am Rio Pas. Hier befinden sich gleich mehrere Höhlen nebeneinander, von denen wir zwei besichtigen können: El Castillo und Las Monedas.
Während Las Monedas vor Allem wegen ihrer geologischen Formationen und der Grabungsergebnisse interessant ist, wartet El Castillo mit der möglicherweise ältesten Höhlenkunst Spaniens auf: Darstellungen von Steinböcken, Boviden, Pferden und Wild gehören zu den jüngeren, die einfacheren Formen wurden jedoch mittels Uran-Thorium Methode in die Zeit vor 40.000 Jahren datiert, wodurch sie älter wären, als die Bilder von Chauvet.
Das Mittagessen kann individuell in der mittelalterlichen Stadt Santillana del Mar eingenommen werden. Wer Lust hat, sollte sich auf keinen Fall eine kleine Erkundungstour durch die engen Gässchen mit schmucken Cafés, die Churros con Chocolate servieren, entgehen lassen.
Am Nachmittag widmen wir uns El Pendo, wo uns ein fast neun Meter langes, bemaltes Fries erwartet, welches von unseren Vorfahren vor 20 -19.000 Jahren gefertigt wurde – wurde es beleuchtet, war es aus allen Ecken der riesigen Höhle sichtbar gewesen. Um dieses Paneel bemalen zu können, benötigten die eiszeitlichen Künstler ausgeklügelte Gerüste. Der Fundort ist auch bekannt für die zahlreichen portablen Kunstobjekte, welche sogar Nachbildungen des Frieses sein könnten.
7. Tag: Burgos, Stadtführung und Nationalmuseum
Nach dem Frühstück verlassen wir Kantabrien und fahren in die ehemalige Krönungsstadt der Könige von Kastilien: Burgos.
Bei einer Stadtführung flanieren wir durch das historische Zentrum mit der beeindruckenden gotischen Kathedrale sowie mehreren mittelalterlichen Klosteranlagen zum Nationalmuseum, das auch eine kleine aber feine Schatzkammer für Funde aus allen Epochen der Archäologie rund um die Provinzhauptstadt beherbergt. Das Gebäude verdient um seiner selbst willen schon einen Besuch, handelt es sich doch um einen prachtvollen Renaissancepalast.
8. Tag: Atapuerca Archäologiepark, Ausgrabungen und Museum für Menschliche Evolution
Den krönenden Abschluss unserer Reise in die Altsteinzeit bildet der heutige Tage mit dem Besuch der ältesten Fundstelle: der Sierra de Atapuerca – heute UNESCO Weltkulturerbestätte. Unter anderem wurden in den Karsthöhlen hunderte Fossilien unseres weit zurückliegenden Vorfahren, des Homo Erectus oder Homo Heidelbergensis, gefunden, was zahlreiche Hinweise auf die Evolutionsgeschichte des Menschen lieferte.
Wir besuchen gemeinsam den archäologischen Park, die aktuellen Ausgrabungen sowie das einzigartige Museum der Evolutionsgeschichte der Menschen, erforschen wie sich unser komplexes Wesen über Jahrmillionen entwickeln konnte und tauchen ein letztes Mal in die Vergangenheit unserer eiszeitlichen Vorfahren ein.
9. Tag: Rückfahrt nach Bilbao und Rückflug