Vor rund 11.700 Jahren beginnen sich die riesigen Eismassen durch die voranschreitende Klimaerwärmung zurückzuziehen. Flora und Fauna verändern sich rasch, was den Menschen Europas nicht nur neuen Lebensraum, sondern auch eine wesentliche Änderung an Nahrungsquellen verschafft.
Auffallend ist das Auftreten eines neuen Werkzeugtyps: Geschwungene Feuersteinklingen, die wahrscheinlich zum Ernten von Kräuterpflanzen dienten.
Der Frage nach der Lebensweise und dem Alltag der mittelsteinzeitlichen Bewohner im heutigen nördlichen Polen, in der Nähe der bezaubernden Stadt Torun an der Weichsel, geht das Archäologenteam nach.
Im Sommer 2022 dürfen wir uns an den Ausgrabungen beteiligen. Pack deine Kelle und deinen Sonnenhut und begib dich zurück in die Steinzeit!
Termin 2022:
SA 16. - SA 23. Juli 2022 - AUSGEBUCHT
8-tägiger Grabungskurs mit Exkursionen.
Kursbeitrag pro Person:
ab 5 Personen € 1.350,-
ab 6 Personen € 1.210,-
bis max. 8 Personen € 1.130,-
Im Beitrag ist eine Spende von € 350,- enthalten, die an das Forschungsprojekt überreicht wird und der Fortführung der wissenschaftlichen Arbeit dient.
Nicht enthalten ist:
Hinweis:
Dieser Kurs ist keine Fachveranstaltung für Studierende der Archäologie, sondern für alle Interessierten frei zugänglich. Es werden keinerlei Vorkenntnisse benötigt.
Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.
Was beinhaltet der Kurs?
Intensives archäologisches Programm, bestehend aus:
Kursleitung:
Universität Toruń
Klaus Schindl BA (Erlebnis Archäologie)
Anita Soos BA (Erlebnis Archäologie)
Das prähistorische befestigte Dorf auf der Halbinsel Biskupin war etwa von 700 - 400 v. Chr. besiedelt und ist heute zu weiten Teilen als archäologisches Freilichtmuseum rekonstruiert - vermutlich eines der eindrucksvollsten in ganz Europa.
Liebevoll hat man dieses ehemalige 1000-Seelen Dorf wieder aufleben lassen, Häuser nachgebaut und eingerichtet. Auch die große hölzerne Verteidigungsanlage ist anhand der Grabungsbefunde rekonstruiert und kann bestaunt werden.
Wir können es kaum erwarten, durch dieses eisenzeitliche Handelszentrum zu flanieren!
Auch Freunde des Neolithikums kommen beim Ausflug auf ihre Kosten. Wir besuchen die megalithischen Monumentalgräber des Kuyavian-Typs und widmen uns den zweiten Teil des Tages ganz den
steinzeitlichen Großsteinbauten der Trichterbecherkultur des 4. Jahrtausends vor Christus!
Die meisten dieser Gräber sind heute zerstört und durch Ackertätigkeit nur noch im Luftbild sichtbar.
Sehr reizvoll und immer einen Ausflug wert ist die Stadt Torún - die Altstadt zählt seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe und besteht fast ausschließlich aus mittelalterlichen Gebäuden. Bauten im Stil der Norddeutschen Backsteingotik, Wehranlagen, Kirchen und Paläste warten darauf, von uns im Geburtsort des berühmten Astronomen Kopernikus und Sitz des Deutschen Ordens an der Weichsel erkundet zu werden.
Ziel des Forschungsprojektes ist die vielseitige Betrachtung früh-nacheiszeitlicher Jäger- und Sammlergruppen des Chelmno-Dobrzyn Seenbezirkes. Tägliche Lebensvorgänge, Mobilität und Beziehungen zu anderen Regionen Europas sowie zur Umwelt in der direkten Umgebung.
Zahlreiche knapp beisammen liegende Lagerplätze konnten in den letzten Jahren durch Sondierungen neu entdeckt werden. Nun arbeitet man nicht nur daran weitere Fundplätze zu verorten, sondern auch die Beziehungen innerhalb der zeitgleichen Siedlungsstellen und deren jeweiligen Zweck zu verstehen. Dabei beschränkt sich das Forscherteam vorerst auf das Grodno-Tal, in dem derzeit sechs Fundstellenagglomerationen bekannt sind.
Überraschend war der Fund eines reich verzierten Rentiergeweihstückes, das sich nach der Radiokohlenstoffdatierung als tatsächlich mesolithischen Ursprungs herausstellte. Gen- und Isotopenanalysen am Geweih gaben Auskunft über die mögliche Herkunfts des Tieres aus dem nordostskandinavischen Raum, was Rückschlüsse auf Migration und Austausch mit weit entfernten Regionen ziehen lässt. Da es sich bisher um den ersten Fund dieser Art in dieser Region handelt, geht man eher davon aus, dass das Geweihwerkzeug durch die Wanderung und den Tausch zwischen mehreren, unabhängigen Menschengruppen so weit in den Süden gelangt ist und nicht durch direkten Kontakt.
Ein wichtiges Ziel der nächsten Forschungskampagnen abseits der Ausgrabungen, ist das Inventarisieren der Feuersteinwerkzeuge und die chronologische sowie typologische Einordnung und der Vergleich zu Funden aus näherer und auch ferner Umgebung Resteuropas. Auffallend sind die typologischen Ähnlichkeiten von Geschoßspitzen der aktuellen Grabungen mit vergleichbaren Funden aus Dänemark und Südschweden.
Das Auftreten einer ungewöhnlichen Werkzeugform, geschwungene Feuersteinklingen, veranlasste das Forscherteam deren Verwendungszweck genauer zu untersuchen. Mit Sicherheit konnte festgestellt werden, dass sie zum Ernten von stark silikathaltigen Pflanzen genutzt wurden. Glücklichen Umständen zufolge, sind die umliegenden Moore und Feuchtgebiete seit dem Beginn des Holozän nicht ausgetrocknet, was ideale Erhaltungsumstände für organisches Material wie etwa Pollen und Samen bietet. Durch deren mikroskopische Untersuchung konnte festgestellt werden, welche Pflanzen zur Zeit der mesolithischen Besiedlung gediehen. Darunter waren vor allem Riedgräser, Farne, Fieberklee, Wasserlilien, Igelkolben, Rohrkolben und Ackerschachtelhalm. Aus Gräsern stellte man Matten her und nutzte sie auch als Füllmaterial für Schlafmatten. Auch Fieberklee konnte dafür verwendet werden, neben der Möglichkeit die Knollen zu verzehren sowie aus den Blätterfasern Seile zu flechten. Ackerschachtelhalm und Fieberklee dienten sicherlich auch medizinischen Zwecken. Igelkolben bildet stärkehaltige Rhizome, die zum Verzehr geeignet sind. Rohrkolben eignen sich zur Herstellung von Geflechten, deren Blüten wiederum geben im getrockneten Zustand großartigen Zunder, der zum Feuermachen essentiell war.
Viele Fragen bleiben jedoch bis dato unbeantwortet. 2021 gibt es die Möglichkeit, das relativ junge Forschungsprojekt aktiv zu unterstützen und vielleicht das eine oder andere Rätsel gemeinsam zu lösen. Sei dabei, wenn wir uns mit Kelle und Spaten durch die Jahrtausende graben!
Die Grabungskampagne 2020 war so erfolgreich, dass die Archäologen die Ausgrabungszeit um mehrere Monate verlängern mussten. Im September wurde ein weiteres mesolithisches Gebäude gefunden, dessen Erforschung sich unser Team 2021 widmen darf. Außergewöhnliche Gruben, Feuerstellen und Steinstrukturen warten darauf, von uns freigelegt und untersucht zu werden. Wie lief der Umstieg von wildbeuterischer Lebensweise zur allmählichen Sesshaftwerdung ab? Wovon ernährten sich unsere Vorfahren, wie sah ihr Alltag aus? Welche Handelsbeziehungen gab es? Was hat es mit den riesigen rituellen Feuerstellen, die hier gefunden wurden, auf sich? Das sind nur einige wenige Fragen, an deren Beantwortung wir aktiv mitarbeiten können.
2021 dürfen wir nicht nur beim Freilegen der außergewöhnlichen Befunde mitarbeiten - auch das Entnehmen von Bodenproben, Schlämmen nach Makrofunden und besonders das Experimentieren gehören zum breitgefächerten archäologischen Programm.
So soll z.B. im Zuge eines wissenschaftlichen Experiments die Funktion von Knochenwerkzeugen mehrerer Fundstellen ergründet, die Herstellung von Steinwerkzeug nachvollzogen und der ideale Brennvorgang für Tongefäße gefunden werden.
Ein besonderes Highlight ist das Experiment zur Herstellung des steinzeitlichen "Superklebers" Birkenpech - es wurde bereits von Neandertalern genutzt, aber welche Rezepturen und Methoden gibt es, wie ist die Belastbarkeit?
Leichte Antworten gibt es keine und zumeist werfen sie neue Frage auf - jedoch ist es das, was Archäologen - ob freiwillige Helfer, oder professionell ausgebildete - antreibt: die Neugier nach und die Interpretation des gerade (Heraus-)Gefundenen.
Wir sind überaus erfreut, an einer solch bedeutenden Ausgrabung mitmachen zu dürfen. Wenn dich der Forschergeist gepackt hat, nimm Kontakt mit uns auf und reserviere dir deinen Platz in diesem Grabungskurs. Wir sind gespannt, was uns 2021 erwartet!
Zu weiteren Details melde dich bei uns per Mail an info@archaeologie-erlebnis.eu oder klick auf den Button mitmachen!
Copyright alle Fotos Klaus Schindl