Vor rund 11.700 Jahren beginnen sich die riesigen Eismassen durch die voranschreitende Klimaerwärmung zurückzuziehen. Flora und Fauna verändern sich rasch, was den Menschen Europas nicht nur neuen Lebensraum, sondern auch eine wesentliche Änderung an Nahrungsquellen verschafft.
Auffallend ist das Auftreten eines neuen Werkzeugtyps: Geschwungene Feuersteinklingen, die wahrscheinlich zum Ernten von Kräuterpflanzen dienten.
Der Frage nach der Lebensweise und dem Alltag der mittelsteinzeitlichen Bewohner im heutigen nördlichen Polen, in der Nähe der bezaubernden Stadt Torun an der Weichsel, geht das Archäologenteam nach.
Im Sommer 2023 dürfen wir uns an den Ausgrabungen beteiligen. Pack deine Kelle und deinen Sonnenhut und begib dich zurück in die Steinzeit!
Termin 2023:
15. - 22. Juli 2023 - AUSGEBUCHT
Kursbeitrag pro Person:
ab 6 Personen € 1.300,-
ab 8 Personen € 1.180,-
Eventuell wird es die Möglichkeit geben, auf 10 Tage zu verlängern, um eine längere Exkursion zu machen. Hierfür werden entweder vor oder nach dem Termin zwei Tage angehängt. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.
Bei optionaler Zubuchung der Verlängerung ergibt sich folgender Kursbeitrag:
ab 6 Personen € 1.500,-
ab 8 Personen € 1.300,-
Im Beitrag ist eine Spende von € 350,- enthalten, die an das Forschungsprojekt überreicht wird und der Fortführung der wissenschaftlichen Arbeit dient.
Nicht enthalten ist:
Für den Transport vor Ort bilden wir Fahrgemeinschaften. Bitte gib bei der Buchung bekannt, ob du mit dem PKW anreist oder einen Platz brauchst.
Hinweis:
Dieser Kurs ist keine Fachveranstaltung für Studierende der Archäologie, sondern für alle Interessierten frei zugänglich. Es werden keinerlei Vorkenntnisse benötigt.
Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.
Was beinhaltet der Kurs?
Intensives archäologisches Programm, bestehend aus:
Kursleitung:
Universität Toruń
Klaus Schindl BA (Erlebnis Archäologie)
Anita Soos BA (Erlebnis Archäologie)
Je nach Wetter, Zeit und Lust erwarten uns spannende Fundstellen der Umgebung vom Neolithikum bis zur Neuzeit - megalithische Langgräber, eisenzeitliche Befestigungsanlagen, Burgen des Deutschen Ordens, Museen und vieles mehr. Mindestens ein ganzer Exkursionstag sowie archäologisches Rahmenprogramm an enigen Abenden nach der Grabung sind Teil des Kurses!
Ziel des Forschungsprojektes ist die vielseitige Betrachtung früh-nacheiszeitlicher Jäger- und Sammlergruppen des Chelmno-Dobrzyn Seenbezirkes durch die Erforschung täglicher Lebensvorgänge, Mobilität und Beziehungen zu anderen Regionen Europas sowie zur Umwelt in der direkten Umgebung.
Zahlreiche knapp beisammen liegende Lagerplätze konnten in den letzten Jahren durch Sondierungen neu entdeckt werden. Zwischen den zeitgleichen Siedlungsstellen sollen die Beziehungen zu einander erforscht und der jeweilige Zweck der oftmals spezialisierten Siedlungen besser verstanden werden. Dabei beschränkte sich das Forscherteam in den letzten Jahren auf das Grodno-Tal, in dem derzeit sechs Fundstellenagglomerationen bekannt sind. Der nächste Schritt im Projekt ist nun die archäologische Erforschung des Weichseltales in der Nähe von Grudziaz.
Überraschend im Laufe des Projektes war bisher besonders der Fund eines reich verzierten Rentiergeweihstückes, das sich nach der Radiokohlenstoffdatierung als tatsächlich mesolithischen Ursprungs herausstellte. Gen- und Isotopenanalysen am Geweih gaben Auskunft über die mögliche Herkunfts des Tieres aus dem nordostskandinavischen Raum, was Rückschlüsse auf Migration und Austausch mit weit entfernten Regionen ziehen lässt. Da es sich bisher um den ersten Fund dieser Art in dieser Region handelt, geht man eher davon aus, dass das Geweihwerkzeug durch die Wanderung und den Tausch zwischen mehreren, unabhängigen Menschengruppen so weit in den Süden gelangt ist und nicht durch direkten Kontakt.
Ein wichtiges Ziel der nächsten Forschungskampagnen abseits der Ausgrabungen, ist das Inventarisieren der Feuersteinwerkzeuge und die chronologische sowie typologische Einordnung und der Vergleich zu Funden aus näherer und auch ferner Umgebung Resteuropas. Auffallend sind die typologischen Ähnlichkeiten von Geschoßspitzen der aktuellen Grabungen mit vergleichbaren Funden aus Dänemark und Südschweden.
Das Auftreten einer ungewöhnlichen Werkzeugform, geschwungene Feuersteinklingen, veranlasste das Forscherteam außerdem, deren Verwendungszweck genauer zu untersuchen. Mit Sicherheit konnte festgestellt werden, dass sie zum Ernten von stark silikathaltigen Pflanzen genutzt wurden. Glücklichen Umständen zufolge, sind die umliegenden Moore und Feuchtgebiete seit dem Beginn des Holozän nicht ausgetrocknet, was ideale Erhaltungsumstände für organisches Material wie etwa Pollen und Samen bietet. Durch deren mikroskopische Untersuchung konnte festgestellt werden, welche Pflanzen zur Zeit der mesolithischen Besiedlung gediehen. Darunter waren vor allem Riedgräser, Farne, Fieberklee, Wasserlilien, Igelkolben, Rohrkolben und Ackerschachtelhalm. Aus Gräsern stellte man Matten her und nutzte sie auch als Füllmaterial für Schlafmatten. Auch Fieberklee konnte dafür verwendet werden, neben der Möglichkeit die Knollen zu verzehren sowie aus den Blätterfasern Seile zu flechten. Ackerschachtelhalm und Fieberklee dienten sicherlich auch medizinischen Zwecken. Igelkolben bildet stärkehaltige Rhizome, die zum Verzehr geeignet sind. Rohrkolben eignen sich zur Herstellung von Geflechten, deren Blüten wiederum geben im getrockneten Zustand großartigen Zunder, der zum Feuermachen essentiell war.
Viele Fragen bleiben jedoch bis dato unbeantwortet. 2023 gibt es wieder die Möglichkeit, das relativ junge Forschungsprojekt aktiv zu unterstützen und vielleicht das eine oder andere Rätsel gemeinsam zu lösen. Sei dabei, wenn wir uns mit Kelle und Spaten durch die Jahrtausende graben!
Der genaue Grabungsort für die Grabungskampagne 2023 steht noch nicht fest und wird derzeit sorgfältig von Grabungsleiter Grzegorz Osipowicz und seinem Team in der Umgebung von Gruziadz sondiert. Eines der Haupkriterien hierbei ist, dass die Fundstelle über Feuchtbodenregionen verfügt - diese sind besonders wichtig für die Erhaltung von organischem Material wie z.B. Holz, Leder und Pflanzenfasern, sowie für die Erstellung von Pollenprofilen, um die Umweltbedingungen zur Zeit der Besiedlung rekonstruieren zu können. Derartige Funde sind für die Mittelsteinzeit im Allgemeinen eher selten - wir können uns also sicher sein, dass uns wahrhaft Sensationelles erwartet!
2023 dürfen wir nicht nur beim Freilegen der außergewöhnlichen Befunde mitarbeiten - auch das Entnehmen von Bodenproben, Schlämmen nach Makrofunden und besonders das Experimentieren gehören zum breitgefächerten archäologischen Programm.
Je nach verfügbarer Zeit und Ressourcen können wir gemeinsam Schlagtechniken für die Herstellung von Silex-Werkzeug ausprobieren oder vielleicht sogar ein Experiment zur Herstellung des steinzeitlichen "Superklebers" Birkenpech beobachten - es wurde bereits von Neandertalern genutzt, aber welche Rezepturen und Methoden gibt es, wie ist die Belastbarkeit?
Leichte Antworten gibt es keine und zumeist werfen sie neue Fragen auf - jedoch ist es das, was Archäologen - ob freiwillige Helfer, oder professionell ausgebildete - antreibt: die Neugier nach und die Interpretation des gerade (Heraus-)Gefundenen.
Wir sind überaus erfreut, an einer solch bedeutenden Ausgrabung mitmachen zu dürfen. Wenn dich der Forschergeist gepackt hat, nimm Kontakt mit uns auf und reserviere dir deinen Platz in diesem Grabungskurs. Wir sind gespannt, was uns 2023 erwartet!
Zu weiteren Details melde dich bei uns per Mail an info@archaeologie-erlebnis.eu oder klick auf den Button mitmachen!
Copyright alle Fotos Klaus Schindl