Michelstetten "Altstadt"

Festung der Keltenzeit

Ausgrabung in Niederösterreich: Teil 2

Archäologie zum Mitmachen

Eine prähistorische Burganlage, die im Volksmund "Altstadt" genannt wird. Ein mehrere Meter hoher Erdwall, der eine Siedlungsfläche von knapp 13 Hektar umringt. Eine riesige Zisterne, wie sie sonst in Österreich kein zweites Mal gibt. Dennoch fand bislang keine einzige archäologische Ausgrabung statt und die Anlage ist mit Ausnahme von bekannten Oberflächenfunden bisher nicht untersucht.

Die Reitergassen...

Die Altstadt übt auf uns förmlich magische Anziehungskraft aus - nicht zuletzt aufgrund ihrer besonders großflächigen und gut erhaltenen Reitergassen, die wir bereits 2023 erstmals in Österreich archäologisch am Dietenberg untersuchen durften. Wir wollen nun deren Errichtungszeitraum weiter eingrenzen und die große Wallanlage auf Konstruktionsweise und Datierung untersuchen.

Michelstetten Niederösterreich Grabung
Tief im Wald versteckt sich die bronzezeitliche Siedlung

Archäologie zum Mitmachen in Österreich

Kurstermine 2024:

SO 4. - FR. 9. August 2024 - ausgebucht

SO 11. - FR. 16. August 2024

Kursbeitrag pro Person:

ab 8 Personen € 800,-

 

Neue Zusatztermine:

MO 19. - MI 21. August 2024 (3-tägig)

Kursbeitrag pro Person:

ab 8 Personen € 480,-

 

SA 24. - SO 25. August 2024

2-tägige Schnuppergrabung ohne Exkursionen

Kursbeitrag pro Person:

ab 8 Personen € 320,-

 

Abholung von umliegenden öffentlichen Verkehrsanschlüssen (Bhf. Mistelbach) nach Absprache möglich.
Sonntag ist als Anreisetag vorgesehen! Es findet kein reguläres Programm statt, lediglich ein optionales Kennenlerntreffen am Abend.

 

Bei diesem Projekt entfällt der Anteil "Spendenbeitrag", da dies ein eigenes Forschungsprojekt von Erlebnis Archäologie ist und alle Kursbeiträge in das Projekt fließen.

  

Nicht enthalten ist:

  • Eigenanreise zur Grabung - Vor Ort bilden wir Fahrgemeinschaften!
  • Unterkunft 

Tips zur Unterkunft:

Genügend Zimmer gibt es im sehr schönen Gästehaus Luger in Ernstbrunn, nur wenige Minuten von der Grabung entfernt:
Gästehaus Luger Ernstbrunn

 

Alternativen:
Weingut Hans

Zant'nhof Ferienwohnungen

Arkadenhof Schneider
Winkelauer Hof

 

Nächst größeres Hotel in Mistelbach: VinoQ

 

Zusätzlich bietet der Weinviertel Tourismusverband eine Online-Buchungsplattform: www.weinviertel.at

Hier können Stellplätze für Camper oder andere Ferienwohnungen in der Nähe unkompliziert gebucht werden.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

Kursprogramm:

 

Sonntag: Optionales Kennenlerntreffen am Abend.

Montag: 9 Uhr Treffpunkt aller TeilnehmerInnen in Michelstetten, Begehung der Fundstelle.

Einführung in die Grabungstätigkeit. Grabung bis ca. 16:30 Uhr.

Dienstag: Ganztägige Grabung 9 bis 16:30 Uhr. Untertags Workshop zur Vermessung mit RTK-GNSS und Image Based Modelling.

Mittwoch: Grabung von 9 bis 12 Uhr. Nachmittags archäologische Exkursion auf den Oberleiserberg und Michelberg mit anschließendem Besuch in einer Buschenschenke.

Donnerstag: Ganztägige Grabung 9 bis 16:30 Uhr. Untertags Materialkunde-Workshop.

Freitag: Grabung von 9 bis 13 Uhr. Anschließend Besuch und Führung im MAMUZ Asparn/Zaya (Freilichtmuseum und archäolog. Dauerausstellung).

 

Während der normalen Grabungszeit und außerhalb der Workshops gibt es stets die Möglichkeit an der Dokumentation mitzuarbeiten - individuell, je nach Interesse der teilnehmenden Personen. Ihr seid das Grabungsteam, ihr werdet also in alle Entscheidungen und Vorgänge eingebunden und sollt nach der Grabungswoche einen Einblick in unsere alltägliche Arbeit erhalten haben.

 

Kursleitung:

Klaus Schindl, Erlebnis Archäologie

Florian Mauthner, Erlebnis Archäologie

 

Hinweis:

Dieser Kurs ist keine Fachveranstaltung für Studierende der Archäologie, sondern für alle freiwilligen Teilnehmer frei zugänglich. Es werden keinerlei Vorkenntnisse benötigt.

Alle benötigten Werkzeuge sind vorhanden!

 

Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.


Das Forschungsprojekt:

Reitergassen
Vier Beispiele für bronze- und eisenzeitliche Befestigungen mit Reitergassen

Das neue Grabungsprojekt in Michelstetten ist als Folgeprojekt zur Grabung 2023 am Steirischen Dietenberg zu betrachten, wo wir erstmals in Österreich sogenannte Reitergassen erforscht und erfolgreich in die späte Eisenzeit, also in die keltische Latènezeit datiert haben.

Ziel ist es nun, die im Vergleich wesentlich größeren Annäherungshindernisse von Michelstetten auf Konstruktionsweise und Datierung zu untersuchen und mit den Ergebnissen von Dietenberg und anderen Anlagen in Deutschland zu vergleichen.

 

Eine weitere Fragestellung ist der Errichtungszeitpunkt und die Bauweise des großen Hauptwalls der sogenannten Altstadt, der heute noch weit über fünf Meter hoch erhalten ist. Verkohlte Balkenhölzer, die an der Oberfläche zutage treten, deuten auf eine Konstruktion aus Holzkästen mit Steinfüllung hin. Der kilometerlange Wall weist vermutlich mehrere Bauphasen auf, in denen er immer erweitert und vergrößert wurde. Wir wollen den ursprünglich Errichtungszeitpunkt finden.

 

Die innere und äußere Siedlungsfläche soll mittels geophysikalischen Prospektionsmethoden erkundet werden, um für die nächsten Jahre Grabungen mit konkreten Fragestellungen unabhängig von den Verteidigungsanlagen zu ermöglichen. Auch geoarchäologische Bohrungen in der großen Zisterne der Burganlage sind geplant.

 

Festungen der Bronzezeit in Niederösterreich:

Ausgrabung Praunsberg
Verteilungskarte Wallanlagen mit Reitergassen, Stand August 2023

Michelstetten "Altstadt" ist nur eine von unzähligen Festungsanlagen der Bronzezeit. Tatsächlich erforscht sind weniger als eine Handvoll - Der Oberleiserberg unweit der Altstadt, Stillfried an der March und die Schanze von Thunau am Kamp. Michelstetten ist jedoch nicht nur stärker befestigt, sondern auch erheblich größer, als die erwähnten Anlagen. Dutzende weitere Befestigungen liegen versteckt in den Wäldern Niederösterreichs und warten darauf, genauer untersucht zu werden. Viele von ihnen haben ihren Ursprung in der späten Bronzezeit - einer Periode des Umbruchs, in der Unsicherheit die Bevölkerung in ganz Europa dazu bewegte, auf Anhöhen zu siedeln und sich hinter Befestigungsanlagen zu schützen.

 

Michelstetten ist eine von nur sechs in Österreich bekannten Anlagen mit Annäherungshindernissen. Der großartige Erhaltungszustand macht den Fundort zum bedeutendsten seiner Art.

Die Siedlung Altstadt ist seit langem ein beliebtes Ziel unter illegalen Raubgräbern. Gerüchte über sagenhafte Schatzfunden kursieren in der Szene. Um diese Funde wissenschaftlich aufzuarbeiten, ist es uns ein Anliegen, Sondengänger in unser Projekt zu involvieren und über die Bedeutung diesen überregional bedeutenden Fundort zu informieren. Ein Schatz ist nur dann wertvoll, wenn die Gesellschaft über ihn staunen und von ihm lernen kann. Über Hinweise und Fundfotos würden wir uns sehr freuen - gerne auch anonym an unsere Mailadresse: info@archaeologie-erlebnis.eu

Michelstetten Ausgrabung
Neigungskarte der Festung Michelstetten

Forschungsgeschichte:

 

Schon J.W. Neugebauer spricht in seiner Publikation zu den Befestigungsanlagen im Bezirk Mistelbach von 1979 von einer ungewöhnlichen Häufung von Wehranlagen in und um Michelstetten. Die Lage der Altstadt unmittelbar neben dem Halterberg, der heute teilweise zerstört ist oder vielleicht auch nie vollständig geschlossen errichtet worden war, ist ein ungeklärtes Rätsel. In heutigen Ort Michelstetten befinden sich eine mittelalterliche Burganlage und eine Wehrkirche, im Westen am Höhenrück der Leiser Berge ein mittelalterlicher Burgstall, der wohl auf eine ältere Anlage aufbaute. Wiederum westlich davon liegt der Oberleiserberg, eine der wenigen ergrabenen Höhensiedlungen der Umgebung.

 

Kurioserweise vermerkt Neugebauer folgendes zu den Reitergassen: "Im W, außerhalb des Walles und des Grabens, finden sich 6-7 O-W orientierte, etwa 20 m lange und 1 m hohe Geländerippen, die im Volksmund "Riesengräber" genannt werden. Ob es sich dabei um natürliche oder künstliche Erscheinungen handelt, muß mangels Untersuchungen dahingestellt bleiben". Die Bedeutung dieser architektonischen Besonderheit war damals noch nicht bekannt und auch heute wissen wir tatsächlich so gut wie nichts über deren tatsächliche Funktion.

 

Funde sind vor allem aus der Sammlung Schöfmann bekannt, die er unter anderem von Arbeitern im Zuge der Errichtung von Wildzaunpfählen erhalten hat. Darunter befindet sich Keramik vorrangig aus der Urnenfelderzeit, aber auch dem Neolithikum und dem frühen Mittelalter. Bemerkenswert ist ein Bronzedepotfund aus der späten Bronzezeit. 

 

Weitere Untersuchungen fanden bislang lediglich im Ort Michelstetten selbst statt, wo eine latènezeitliche und auch eine frühmittelalterliche Siedlung großflächig untersucht und bereits vorgelegt wurden. (AFNÖ Band 7, 2010 und Band 10, 2012)