Faszinierende Archäologie gepaart mit der unein-geschränkten Gastfreundschaft eines stolzen Volkes - Georgien bietet Erfahrungen archäologischer und gesellschaftlicher Natur, die man anderswo vergebens suchen wird.
Unser erster Tag auf dieser internationalen Grabung ist vorbei. Man lädt uns zu einer Nachbesprechung ein, die für alle ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird. Im Quartier des georgischen Teams nehmen wir unter bescheidenen Verhältnissen Platz an einer langen Tafel, gedeckt mit Gläsern und unglaublich viel wohlschmeckender Wassermelone - genau das, was man nach einem heißen Grabungstag braucht. In Erinnerung bleiben uns drei Worte: Gaumardschos - zum Wohle; Gagimardschos - zu deinem persönlichen Wohle und Chacha - der Name des georgischen Nationalgetränks, einer Art Grappa.
Das Eis war gebrochen, wir waren Teil vom Team und es erwarteten uns einige großartige Tage in dieser noch sehr jungen Nation, mit einer doch jahrtausendealten, besonderen Geschichte, der wir auf die Spuren gehen.
Kurstermine 2025:
1.10. - 10.10.2025 - ausgebucht
Kursbeitrag pro Person:
ab 7 Personen € 1.560,-
Im Beitrag ist eine Spende von € 350,- enthalten, die dem Forschungsprojekt überreicht wird und der Fortführung der wissenschaftlichen Arbeit dient.
Nicht enthalten ist:
Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.
Einen detaillierteren Einblick in die Grabung und Georgien selbst, kannst du in einigen unserer Blogartikel bekommen:
Was beinhaltet der Kurs?
Intensives archäologisches Lehrprogramm, bestehend aus:
Kursleitung:
Prof. Dr. Vakhtang Licheli (Uni Tbilisi)
Florian Mauthner (Erlebnis Archäologie)
Im Interview erzählt uns der Grabungsleiter Prof. Vakhtang Licheli über die Geschichte und Bedeutung seines wichtigsten Projektes am Grakliani Hill.
Die Siedlungen und Nekropolen am und um den Grakliani Hill liegen etwa eine Stunde nordöstlich der Georgischen Hauptstadt Tbilisi im in der Nähe der Ortschaft Samtavisi-Igoeti auf einer Seehöhe von etwa 680 m.ü.n. Im Jahr 2008 kam es zu Rettungsgrabungen im Zuge des Autobahnausbaus am Füße des Hügels. Die Ergebnisse waren überaus überraschend und bedeutend hinsichtlich der Erforschung frühester urbaner Entwicklungen, nicht nur in Georgien, sondern für den ganzen Kaukasus und dessen Beziehungen nach Anatolien und in den Iran.
Nach dem Abschluss der Rettungsgrabungen entschloss sich Prof. Dr. Vakthang Licheli, der an der Tibilisi State University Archäologie unterrichtet, das Projekt auszuweiten, da er von der überregionalen Bedeutung der Befunde überzeugt war. Seither kam es jedes Jahr zu neuen, herausragenden Ergebnissen, sodass nun auch in den Bau eines lokalen Museums investiert wurde.
Die Grabungen zeigten, dass der östliche Hang und die Nekropole seit der Kupferzeit, also dem jüngeren Neolithikum, bis zum Ende der Hellenistischen Zeit besiedelt war, wobei auch zahlreiche Artefakte aus dem Mittelpaläolithikum, also der Zeit vor mehr als 40.000 Jahren, am Grakliani Hill entdeckt wurde, jedoch bisher nicht in situ. Die ältesten Artefakte der ersten Siedlungsphase aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. umfassen Speer- und Pfeilspitzen sowie Sichelklingen aus Silex, Knochenwerkzeuge und Keramikfragmente.
Die nächste gut fassbare Siedlungsphase datiert in die späte Bronzezeit bzw in den Beginn der frühen Eisenzeit vom 12. bis ins 10. Jahrhundert v. Chr. Mehrere Schreine aus dieser Zeit wurden freigelegt. Eines davon beinhaltete einen monumentalen Altar im Nordteil des Gebäudes, errichtet aus Lehmwänden mit zum Teil erhaltenen Holzunterkonstruktionen mit einem gestampften Lehmboden. Interessanterweise befindet sich der Altar an jener Stelle, wo in normalen Wohngebäuden der Brotbackofen errichtet wurde. Neben dem Altar wurden Gefäße mit Opfergaben deponiert, die in 11. - 10. Jhdt. v. Chr datiert werden konnten und unter anderem ein zylindrisches Mesopotamisches Siegel beinhalteten.
Ein weiterer einzigartiger Altar wurde unweit davon gefunden, dessen Hauptmerkmal eine aus Lehm rund ausgeformte Feuerstelle mit einem Steinbock-Protom. Zahlreiche Gefäße mit Opfergaben wurden rundum niedergelegt und befanden sich in situ. Vermutlich datiert die Anlage ins 13. - 12. Jhdt. v. Chr.
Die Anzahl an Funden und Befunden aus der Eisenzeit, vom 8. - 6. Jhdt. v. Chr. ist überdurchschnittlich hoch. Zahlreiche Wohnstätten und Häuser wurden bisher dokumentiert. In der Regel sind diese in den Hang hineingebaut, wodurch sich ein terrassierter Aufbau der Siedlung ergibt. In der Nordwestecke dieser meist quadratischen Gebäude befindet sich ein Backofen mit zwei Aschegruben und ein Podest, auf dem immer wieder abgestellte Gefäße gefunden wurden. Diese Anlagen werden in Verbindung mit dem Feuerkult des Zarathustra gebracht.
Aus der jüngeren Eisenzeit, etwa 450 - 350 v. Chr., fanden sich Reste eines Gebäudekomplexes, bestehend aus drei Lagerräumen und drei Haupträumen, deren Ausmaß aufgrund der umgebenden Pfostenlöcher klar erkannt werden konnte. Ein großes Dach schützte dieses Gebäude, das ein herausragendes Beispiel für komplexe Planung von multifunktionalen Anlagen im Kaukasusgebiet ist. Die drei Haupträume weisen ein vergleichbares Aufbauschema auf: An der Westmauer ist ein Podium aus Lehm errichtet, auf dem Gefäße gelagert werden können. Ein Gefäß, das durch den Kollaps des Daches zerdrückt wurde, beinhaltete Getreide. Weiters fand man jeweils einen zentral gelegenen Tisch bzw eine geglättete Ablagefläche, ebenso aus Lehm errichtet. In der Nordostseite befindet sich jeweils ein Ofen, angepasst an die relative Größe des Raumes.
Während der Grabung im Jahr 2015 kam es zur Entdeckung der bisher ältesten Inschrift auf dem Gebiet Georgiens. Die Basis eines Altars, der vermutlich einer Fruchtbarkeitsgöttin geweiht war, ist mit einer aus Lehm geformten Inschrift eines unbekannten Alphabets verziert. Die Zeichen scheinen Ähnlichkeiten mit dem Altgriechischen, Aramäischen und frühen Semitischen aufzuweisen.
"The discovery is very likely to change Georgian history and will seriously attract international interest." - Mikheil Giorgadze, Cultural Minister of Georgia
Ältere Tempel und Altäre und sakrale Öfen aus Grakliani werden mit dem Zarathustra-Kult in Verbindung gebracht. Archäologisches Fundmaterial stellt die Verbindung in den Persischen Raum dar.
2021 werden wir an verschiedenen Siedlungsterrassen und am Gräberfeld auf dem Plateau des Grakliani Hill weiterarbeiten können. Es besteht die Möglichkeit, sowohl in bronze- als auch eisenzeitlichen Siedlungsbefunden mitzuarbeiten. Die Begleitung, Betreuung und Hilfe bei der Arbeit übernehmen die Archäologen vom Verein Erlebnis Archäologie.