Wo ein Bad, da auch eine Siedlung

Abenteuer Archäologie in Österreich

Jüngste Forschungen in Mühldorf im Mölltal - Aktivurlaub Archäologie

 

Es war im Jahr 1898, als im Kärntner Mölltal ein römisches Badehaus freigelegt wurde. Über fast 300 m² erstreckte sich diese große Anlage. Untersuchungen im Umland blieben aus, bis 2017 ein neues Forschungsprojekt ins Leben gerufen wurde.

Stefan Pircher, der an der Universität Innsbruck Archäologie studierte, wurde von seiner Lebensgefährtin auf diese archäologischen Reste aufmerksam gemacht, die seit den Ausgrabungen 1898 nur wenig Erwähnung in der Fachwelt fanden. Kurzerhand wurde ein Projektantrag gestellt und die an das Bad angrenzenden Grundstücke mittels geophysikalischen Prospektionsmethoden untersucht, bei denen Grundrisse von sieben bis acht neuen Gebäuden entdeckt werden konnten.

Im Frühjahr 2018 begann man mittels Ausgrabungen den Erhaltungszustand der Badeanlagen zu prüfen und durch weitere Sondagen mehr über die römische und vorrömische Besiedlung des heutigen Ortes Mühldorf herauszufinden.

Römische Ausgrabung zum Mitmachen

Grabungskurs von Erlebnis Archäologie

 

Ein- und mehrtägige Teilnahme

möglich im Zeitraum von
8. bis 19. Juli 2024

16. bis 27. September 2024

Einstiegstage immer Montags, Mittwochs und Samstags

 

Kursbeitrag pro Person:

1 Tag: € 170,-

2 Tage: € 320,-

5 Tage: € 800,-

10 Tage: € 1200,-

 

NICHT enthalten ist:

  • Eigenanreise nach Mühldorf 
  • Unterkunft zB. beim Gasthof Richter in Mühldorf: www.gasthof-zum-richter.at oder im Nachbarort Möllbrücke beim Gasthof Scherzer: www.gasthof-scherzer.at
  • Transporte vor Ort - Wir bilden Fahrgemeinschaften!

 

Kursleitung:

Stefan Pircher
Laura Pösendorfer

 

Wichtiger Hinweis:
Alle TeilnehmerInnen sind verpflichtet, Sicherheitsschuhe mit Stahl- oder Hartplastikkappe zu tragen, da eine Ausgrabung nach österreichischem Recht wie eine Baustelle behandelt wird. Ohne entsprechendes Schuhwerk kann die Mitarbeit untersagt werden. Entsprechende Produkte kann man ab € 25,- im lokalen Baumarkt oder zB. bei Amazon beziehen. Solche Schuhe sind angenehm zu tragen und werden dir auch abseits der Grabung dienlich sein!

 

Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.


Wochenprogramm:

Montag (Einstiegstag*)

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Treffen und Führung im Museum Argentum, Mühldorf. Begehung der Fundstelle. Beginn der praktischen Arbeit/Einführung.

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Ausgrabung und Dokumentation

Abends ab 19 Uhr

Meet & Greet im Gasthaus Peharz mit lokalen Schmankerln


Dienstag

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Exkursion: Römische Städte Kärntens


Mittwoch (Einstiegstag)

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Begehung der Fundstelle. Beginn der praktischen Arbeit/Einführung bzw. Weiterführen der Arbeit.

Für Neueinsteiger: Rundgang im Museum Argentum.

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Ausgrabung und Dokumentation.

Workshop zu moderner Vermessung mit Tachymeter, RTK-GNSS, Drohne und Image Based Modelling.

Abends ab 19 Uhr

Meet & Greet im Gasthaus Peharz mit lokalen Schmankerln


Donnerstag

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Exkursion: Keltische Hügelgräber und Römerstraßen


Freitag

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung. Materialkunde-Workshop.


Samstag (Einstiegstag)

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Begehung der Fundstelle. Beginn der praktischen Arbeit/Einführung bzw. Weiterführen der Arbeit.

Für Neueinsteiger: Rundgang im Museum Argentum.

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Ausgrabung und Dokumentation.

Workshop zu moderner Vermessung mit Tachymeter, RTK-GNSS, Drohne und Image Based Modelling.


Sonntag

Vormittag (9 - 12 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung

Nachmittag (12:30 - 16:30 Uhr)

Dokumentation und Ausgrabung. Materialkunde-Workshop.


Infos:

*Einstiegstag: Ab Montag, Mittwoch und Samstag können individuell in den oben genannten Zeiträumen Kurse gebucht werden.

Die Teilnahme kann beliebig lang, also einen Tag, zwei Tage, fünf Tage oder auch zwei Wochen dauern.


Vorträge zur Grabung in Mühldorf:

Abendvortrag 2023

Abendvortrag 2022:

Bisherige Grabungsergebnisse - Abenteuer Archäologie

Römische Ausgrabung Kärnten - Abenteuer Archäologie
Abb. 1: Luftaufnahme des Mölltales im Jahre 1935.

Nach den erfolgreichen geophysikalischen Messungen, die 10 - 11 mögliche weitere Gebäude ersichtlich machten, begannen im Frühling 2018 die ersten Ausgrabungen.

Die Grabungsfläche liegt auf einer natürlich hochwassergeschützten Talebene, etwa 20 m über dem Fluss Möll - ein bestens geeigneter Platz, um eine Siedlung anzulegen. In Sichtweite befinden sich die römische Stadt Teurnia sowie ein vermuteter Kultplatz auf dem Danielsberg. Doch ein Umstand gibt der Forschung noch ein Rätsel auf: Die Siedlung liegt auf der Schattenseite des Tales, woraus eine geringe Zahl an Sonnenstunden vor allem in den Wintermonaten resultiert. Alte Karten der Region zeigen an dieser Stelle zwei Brücken über den Fluss Möll, die zur Fundstelle führen. Diese Tatsache weist auf eine noch unbekannte Besonderheit des Platzes hin.

Welche Tätigkeit bildete die wirtschaftliche Grundlage für diese Siedlung, wenn ein intensive Feldwirtschaft aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung nicht möglich war? Eine mögliche Antwort könnte der Abbau von Edelmetallen sein, der in der Gegend noch im Mittelalter betrieben wurde. Unweit der Grabungen finden sich Flurnamen wie "Schatzkogel" oder "Verlassenes Silberbergwerk", die diese Vermutung unterstützen. Vier Bergwerksgruben sind in den geologischen Karten des Landes Kärnten und in der Josephinischen Landesaufnahme verzeichnet.

Bei römischer Grabung mitmachen
Abb. 2: Radarmessungen auf der Flur Haselangerwiese.

 

Die Badeanlage

 

2018 fanden an zwei Stellen archäologische Untersuchungen statt. Der erste Grabungsschnitt konzentrierte sich auf die etwa 300 m² große Badeanlage (Gebäude A in Abb. 2), die bereits 1898 teilweise freigelegt worden war. Im Grabungsbericht war die Rede von 1,7 m hoch erhaltenem Mauerwerk, Wandverkleidungen aus dunkelgrünem Tonschiefer und auch von Überresten einer Wannenkonstruktion in der nach Südwesten orientierten Apsis des Gebäudes. Letztere soll mit Steinbalken eingefasst gewesen sein und eine ca 2,3 x 1,6 m große und 9 cm dicke Platte aus blassrötlichem Granit als Bodenbelag aufgewiesen haben. Abgedichtet wurde die Wanne durch eine rote Betonschicht zwischen den Plattenfugen. Ebendiese rötliche, stark mit Ziegelsplitt versetzte Schicht war der letzte Rest dieser Wannenkonstruktion, der bei den Ausgrabungen 2018 dokumentiert werden konnte.

Der Fußboden der Anlage wurde von neun 60 x 60 cm großen Pfeilern getragen, die den Raum des Hypokaustums bildeten, der mit einer Höhe von 0,77 m rekonstruiert werden konnte. Der Boden des Hypokaustum war mit einem Estrich versehen, an dem zum Teil noch Rußrückstände vorhanden waren.

 

 

Abb. 3: Grundriss des Badegebäudes aus den Grabungen i, Jahr 1898.
Abb. 3: Grundriss des Badegebäudes aus den Grabungen i, Jahr 1898.

Aus der nahegelegenen römischen Stadt Teurnia ist ein Grundriss einer Badeanlage bekannt, die mit jenem Befunde aus Mühldorf vergleichbar ist. Beide weisen mehrere Räume mit Fußbodenheizung und zwei Apsiden im Bereich des Caldariums (Warmbad) und Frigidariums (Kaltbad).

 

Die Entstehung der Anlage in Mühldorf wird frühestens um die Mitte des 2. Jhdt. n. Chr. angenommen.

Bei Ausgrabung selbst mitmachen
Abb. 4: Grabungsfoto von Raum A.

Abb. 5: Gebäude B.
Abb. 5: Gebäude B.

Ein weiterer Grabungsschnitt wurde im Bereich des Gebäudes B (Abb. 2) begonnen, das einen Grundriss von 11,2 x 10,5 m aufweist. Bei der Ausgrabung würde der nordwestliche Bereich untersucht, an dem zwei Bauphasen festgestellt werden konnten.

Im größeren Raum, der aus der ersten Bauphase stammt, fand sich ein Estrichboden, dessen Oberfläche geschwärzt war. Abgedeckt wurde dieser durch eine stark mit Holzkohle durchsetzten Schicht, die den Zeitpunkt der Zerstörung durch Schadfeuer markieren könnte und zusätzlich Eisenteile enthielt, du zur zusammengestürzten Dachkonstruktion gehören könnten.

 

Als Besonderheit für Gebäude B ist die zweiphasig ausgeführte Wandmalerei anzuführen, die aus floralem und ornamentalem Dekor bestand und somit die Nutzung als Wohngebäude logisch erscheinen lässt.

Die jüngere zweite Bauphase scheint den zentralen 8 x 8 m großen Raum um einen L-förmigen Korridor im Norden und Osten zu erweitern. Parallelen zu diesem Befund sind aus den vici von Kalsdorf, Saaz und Gleisdorf bekannt.

 

Im Jahr 2020 werden die Forschungsarbeiten an den umliegenden Gebäuden weitergeführt. Nutze diese Gelegenheit, um die Archäologen eine Woche lang bei den Arbeiten zu begleiten und zu unterstützen! Bei Fragen zur Grabung stehen wir dir gerne zur Verfügung.

 

 

 

 

 

Copyright Fotos: Stefan Pircher, Universität Innsbruck