Eine Ausgrabung direkt am zypriotischen Mittelmeer - ein wehmütiger Traum des ausklingenden Sommers. Genau dies ermöglichen wir euch im Herbst in Softades: und zwar mit altbekannten Gesichtern einer anderen Grabung - Grakliani Gora in Georgien.
Auch in Zypern begibt sich Prof. Vakhtang Licheli wieder auf die Spuren georgischer Vergangenheit, denn auf Zypern leben auch heute noch bis zu 6000 Georgier. Die Besiedelung geht laut schriftlichen Quellen auf eine Zeit vor dem 10. Jahrhundert zurück, als der georgische Klerus Land für den Bau von Klöstern auf Zypern erhielten. Hier übersetzten die Geistlichen religiöse Texte in ihre eigene Sprache und schickten sie zu georgischen Klöstern in anderen Teilen der damals bekannten Welt.
Auch für unsere Fundstelle in Softades wird Ähnliches vermutet: Sowohl lokale Folklore, als auch schriftliche Quellen aus dem Mittelalter berichten von einer Kirche, die dem heiligen Georg - dem Schutzpatron von Georgien - gewidmet war.
Gemeinsam mit Prof. Licheli wollen wir heuer die Ruinen dieser außergewöhnlichen Fundstelle mit zahlreichen Schichten, die aus der Urgeschichte, der klassischen, hellenistischen und römischen Perioden sowie der byzantinischen Zeit stammen, erforschen. Es erwarten uns also viele spannende architektonische Befunde, Gräber und Fundstücke zahlreicher Kulturen.
Kurstermine: PROJEKT ABGESCHLOSSEN, keine weitern Termine
Kursbeitrag pro Person: € 1.450,-
Die Grabungswoche findet ab 6 Personen statt
Was beinhaltet der Kurs?
6 Tage archäologisches Lehrprogramm, bestehend aus:
Der erste und letzte Kurstag sind jeweils als An/Abreisetag vorgesehen.
Kursleitung:
Prof. Dr. Vakhtang Licheli (Grabungs- und Projektleitung, Tbilisi State University)
Klaus Schindl (Erlebnis Archäologie)
Die Teilnahme ist ab einem Alter von 16 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten möglich.
Nicht im Kursbeitrag enthalten:
- Eigenanreise nach Larnaca (Abholung vom Flughafen bei rechtzeitiger Absprache möglich)
- Unterkunft in Larnaca: Wir empfehlen ein gemeinsames Quartier, das vor Ort zu bezahlen ist oder du buchst eine Unterkunft deiner Wahl.
*Wetterbedingt kann es zu einer Verkürzung der tatsächlich auf der Grabung verbrachten Zeit kommen. Bei Schlechtwetter ist Ersatzprogramm in Form von Museums- oder Fundstättenbesuchen geplant.
Im Süden Zyperns, südwestliche des Dorfes Kiti, im Bezirk Larnaca, liegt eine kleine Siedlung mit dem Namen Softades. Ca. 10 m über dem Meeresspiegel und 300 m vom Meer entfernt, befindet sich hier ein kleiner Hügel, der unter dem pflanzlichen Bewuchs die Überreste einer halbrunden Kirchen-Apsis sowie zahlreiche Keramikfragmente zu Tage brachte.
Die Ruinen der Kirche waren der Lokalbevölkerung und Geschichtsschreibern der frühen Neuzeit bekannt und wurden immer mit dem Heiligen Georg und einer nahe gelegenen georgischen Klosteranlage in Verbindung gebracht.
2017 wurden die ersten Grabungen unter Prof. Vakhtang Licheli unternommen, um die Ausmaße der Kirche zu erfassen. Neben den typischen architektonischen Elementen einer einer dreischiffigen Basilika kamen auch zahlreiche Reste von christlichen Ornamenten sowie Gebrauchsgegenständen zum Vorschein. Befunde deuten darauf hin, dass die Kirche einst, wie es in zypriotischer Architektur üblich war, mit einem Holzschindel- und Tonziegeldach gedeckt war und über einen "Zypriotischen Marmorboden" verfügte.
Auch lassen sich Hinweise auf Ikonostasen finden.
Der vermutlich ins 6. Jahrhundert zu datierende Altar wurde jedoch scheinbar bereits von Räubern aufgebrochen und gegraben.
Die Grabungsergebnisse aus dem ersten Jahr lassen darauf schließen, dass die Kirche zumindest drei Bauphasen mit zahlreichen architektonischen Veränderungen aufweist.
Im darauffolgenden Jahr wurde der Fokus auf das Innere des Kirchenbaus gelegt. Eine 60 - 90 cm dicke Fundschicht offenbarte einen reichen Fundus an Glas und Gebrauchskeramik. Zahlreiche Säulen, Sandstein, Kalkstein und Marmorelemente wurden entdeckt.
Im Südschiff kamen außerdem Pilaster sowie eine christliche Bestattung einer Frau zutage.
Neben einer weiteren Bestattung im Nordschiff wurde hier überraschenderweise auch ein Statuenfragment entdeckt, das derzeit als Abbild Apollons gedeutet wird. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich bei der Fundstätte um einen vielschichtigen und historisch durch alle Zeiten und Kulturen wichtigen Ort handelte.
Zwei weitere Gräber laden zu Spekulationen über die hier bestatteten Personen ein.
Bestimmte Funde, die als Reste eines Ambos interpretiert werden, der sich nördlich der sogenannten "Heiligen Türen" befand, deuten darauf hin, dass hier auch architektonische Elemente zum Einsatz kamen, welche für den palästinensischen Raum typisch sind.
In der Grabungskampagne 2018 konnte auch festgestellt werden, dass die dreischiffige Basilika aus dem 6. / 7. nachchristlichen Jahrhundert einer großflächigen Zerstörung anheim gefallen ist und danach wieder aufgebaut wurde. In ihrer ursprünglichen Form dürfte sie sich an anderen zeitgenössischen Kirchen in Kleinasien und dem griechischen Raum orientiert haben.
In der folgenden Grabungssaison möchte sich Prof. Vakhtang Licheli mit uns dem Offenlegen der Exonarthex sowie der Galerie widmen. Weiters sollen auch die älteren, unter der Kirche befindlichen Schichten und somit der Grund untersucht werden, weshalb dieser Ort bereits über zahlreiche Epochen und Kulturen hinweg signifikant blieb.
Prof. Vakhtang Licheli muss sich nach 2022 wieder um Finanzierung seines Projektes bewerben - mit unserer Teilnahme und Spende fördern wir dieses Anliegen direkt, indem wir den Geldgebern aufzeigen, dass öffentliches Interesse an einer Fortführung und finanziellen Begünstigung der Forschungen besteht. Wir würden uns freuen, wenn ihr dabei wärt und dies unterstützen würdet!
Copyright Fotos: Prof. Vakhtang Licheli, Tbilisi State University